100 Jahre AC-MH

100 Jahre • AERO-CLUB Mülheim an der Ruhr e.V. 08 Grußwort • Claus Cordes Präsident • DAeC e.V. Liebe Fliegerkameradinnen und Fliegerkameraden, sehr geehrte Damen und Herren, gerne reihe ich mich in den Reigen der Gratulanten ein, besonders aber gratuliere ich all denen, die er- kannt haben, dass ein modernes und erfolgreiches Land viele Flugplätze, und wenige, aber leistungs fähige Flughäfen braucht. Deutschland muss nach Jahren selbstgefälliger Träu- merei schnell und mit gewaltigen Anstrengungen eine Aufholjagd bewältigen. Während man hierzu- lande entweder von internationalen Flughäfen in der Provinz oder von Gewerbegebieten und Solarparks auf Flugplätzen träumte oder der Luftfahrt ganz die Luft abdrehen wollte, haben andere Nationen schon länger erkannt, dass man ohne Kompetenzen in der Luft- und Raumfahrt und allen damit verbundenen Disziplinen heute und in Zukunft nur noch die zweite Geige spielen kann. Ein Blick in die Hörsäle deutscher Hochschulen zeigt das mehr als deutlich Der Kampf um die besten Talente eines Landes beginnt schon, wenn die jungen Menschen gerade Teenager werden. Nun ist uns allen aus eigener Er- innerung sicher noch wohlbekannt, dass man in dem Alter durchaus andere Interessen hat, als die Nase in die Schulbücher zu stecken und zu pauken. „Max und Moritz, diese beiden, mochten ihn (den Lehrer Lämpel) darum nicht leiden.“ Wir müssen also spannende und ansteckende Wege finden, unsere jungen Talente für Naturwissenschaft und Technik, für Fleiß und Strebsamkeit, für ein un- erlässliches Maß an Ordnung und Disziplin zu gewin- nen. Wir können sie nicht zur Erlangung von Tugenden zwingen, sondern sie müssen unter Anleitung bei Spiel und Sport von sich aus erkennenlassen, dass diese einst als „preußische Sekundärtugenden“ geschmähten Begriffe unverzichtbar sind, wenn man sein Leben er- füllend, sinn- und erfolgreich gestalten will. Wo ginge das besser als im Luftsport, den junge Men- schen schon an der Schwelle vom Kind zum Jugend- lichen beginnen können? Wo anders können junge Menschen ausgeprägter erfahren, dass Verantwortung zu tragen nicht nur eine Last, sondern erstrebens- wert ist, als wenn sie im Alter von 14 Jahren schon alleine ein Flugzeug steuern dürfen? Ohne Reset-Taste und mit dem Muss, den Flug erfolgreich zu beenden. Und so ganz nebenbei lernen sie dabei, wozu eine Weg-Zeit-Berechnung, eine Polarendarstellung, eine Wetterkarte und eine Luftverkehrsordnung gut sind. Sie lernen den Unterschied zwischen einem Maul- und einem Ringschlüssel kennen und eine defekte Lötstelle zu reparieren. Und sie lernen, die Natur zu verstehen, ihre Schönheit zu erkennen und zu achten. Der AERO-CLUB Mülheim an der Ruhr, der heute sein 100-jähriges Bestehen feiert, gibt seinen Mitglie- dern nicht nur Gelegenheit, den Himmel zu erobern, sondern erweist unserem Land mit seiner sehr großen Jugendgruppe einen ganz großen Dienst. Ich appelliere deswegen an alle Entscheidungsträger auf alle Ebenen: Sorgen Sie im Rahmen Ihrer Zuständigkeiten und Mög- lichkeiten dafür, dass dem Luftsport in Deutschland auch in Zukunft nicht buchstäblich der Boden ent- zogen wird! Die Luftsportvereine sind Talentschmie- den mit hoher Integrationskraft, auf die unser Land dringender denn je angewiesen ist. Ich wünsche dem AERO-CLUB Mülheim an der Ruhr von ganzem Herzen, dass er noch weitere 100 Jahre und darüber hinaus blühen und gedeihen möge. Mit fliegerherzlichen Grüßen Prof. (h.c.) Claus Cordes Flugkapitän, Dipl. Ing. • Präsident DAeC e.V.

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