100 Jahre AC-MH
Vereins-Chronik Die Anfänge des Fliegens, Pionierzeit in Mülheim – Vom Ballonstart zur Vereinsidee Um 1900 begeistert Otto Lilienthal mit seinen ersten Gleitversuchen die Menschen, in Ameri- ka fliegen die Gebrüder Wright mit Motorkraft, die Luftfahrt steckt in den Kinderschuhen. Auch bei den Mülheimern wächst das Interesse an diesem neuen Abenteuer in der Luft und erste mutige Schritte werden unternommen. Bereits 1905 startete in Mülheim an der Ruhr der erste Ballon von der Monning und anläss- lich eines Offiziersrennens der Mülheimer Gar- nison landete ein „Aeroplan“ auf der Rennbahn Raffelberg. Auch Überflüge von Luftschiffen weckten die Neugier und Faszination vieler Schaulustiger. Doch die politischen Umstände der Zeit – der Erste Weltkrieg und der Versailler Vertrag – machten eine Luftsportinitiative lan- ge Zeit unmöglich. Gründerjahre – Mut, Improvisation und erste Erfolge 1925 entschloss sich eine kleine Gruppe flug- begeisterter Mülheimer, dem jungen Luftsport auch in ihrer Heimatstadt durch eine Vereins- gründung ein Zuhause zu geben. Am 03. September 1925 trafen sich 80 „Ika- rusjünger“ in der Gaststätte Kolkmann, um den „Mülheim Duisburger Flugsportverein“, wie unser Verein damals hieß, ins Leben zu rufen. Der Weg in die Luft war jedoch noch weit, vor- her hatten die Pioniere noch einige Probleme zu überwinden. An die Luftfahrtindustrie war noch nicht zu denken: Der Selbstbau von Flugzeugen war erforderlich, doch Baupläne waren äußerst rar. Dennoch wurde 1926 das erste selbstgebaute Gleitflugzeug von uns fertig gestellt und auf den Namen „Schädelspalter“ getauft. Beim Bau richteten wir uns nach einer Abbildung in einer Zeitschrift, als Baumaterial dienten Dachlatten und andere alltägliche Gegenstände – doch das Flugzeug flog! Ein zweites Gleitflugzeug, die „Hols der Teu- fel“, wurde für 400 Mark auf der Wasserkuppe in der Rhön erworben. Mit der Zeit wurde die Arbeit routinierter, und es entstand eine kleine (Segel-)Flugzeugflotte. Es mangelte aber immer noch an einem geeig- neten Gelände. Die Mitglieder wichen deshalb regelmäßig auf die Wasserkuppe oder nach Rossitten in Ostpreußen aus – zwei Clubka- meraden bewältigten die über 2.200 Kilometer lange Strecke dorthin sogar mit dem Fahrrad. Nach langer Suche fand man schließlich mit dem Hölzenberg im Broich-Speldorfer Wald ein geeignetes Gleitfluggelände. Hier, an der Startstelle Biss- ingheim (die übrigens heute noch im Wald zwischen Mül- heim und Duis- burg erkennbar ist), wurde 1929 auch unser ers- tes Clubheim mit Unter- kunfts- und Schulungsräumen und einer Halle für 12 Segelflugzeuge errichtet. Zwar waren auf dem Hölzenberg nur kurze Gleitflüge möglich, doch die Begeisterung für den Luftsport wuchs stetig – und mit ihr das Fundament für den heutigen Verein. Zwischen Pioniergeist und Kriegszeit 1930 entdeckten unsere Mitglieder bei Ostwind die hervorragenden Hangflug- eigenschaften am Mülheimer Auberg. Dort gelangen erstmals echte Segelflüge mit Flug- zeiten von bis zu 20 Minuten und einer mitt- leren Flughöhe von rund 100 Metern. Bei diesen Zeiten sollte es aber nicht bleiben: 1932 stellte ein C l ubmi t g l i ed am Mülheimer Aube r g -Hang den damaligen 100 Jahre • AERO-CLUB Mülheim an der Ruhr e.V. 12
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